Du bist klug. Feinfühlig. Und mutig, überhaupt auf dieser Seite gelandet zu sein. 😉
Und doch ist da diese Stimme, die auftaucht, wenn Du echt bist. Dich veränderst. Oder leiser wirst. Diese Stimme ist nicht laut – aber spitz. Und sie trifft genau die Stellen, an denen Du am empfindlichsten bist.
Wenn Du diese Zeilen liest, ist es an der Zeit, diese Stimme nicht länger für die Wahrheit zu halten – sondern als das zu erkennen, was sie wirklich ist: ein altes Frühwarnsystem.
Sie taucht auf, wenn Du sichtbar wirst.
Wenn Du etwas Neues wagst.
Wenn Du ein bisschen näher an Dein echtes Ich rückst.
Du schickst eine Sprachnachricht. Einfach ehrlich, mitten aus dem Herzen.
Kaum ist sie raus, flackert ein Gedanke durch:
„Hättest Du das nicht besser formulieren können?“
„Das war zu viel. Zu emotional. Zu unklar.“
Ein anderer Tag, ein anderes Setting: Du siehst ein Foto von Dir.
Und statt: „Wow, was für eine Ausstrahlung.“
kommt:
„Die Augenringe. Der Bauch. Du siehst irgendwie… müde aus.“
Oder Du führst ein Gespräch – beruflich oder privat –
und obwohl Du präsent warst, empathisch, zugewandt…
tritt sie wieder auf den Plan:
„Warum hast Du DAS gesagt?“
„Das hätte souveräner sein können.“
Diese Stimme in Dir ist hart.
Scharf.
Unnachgiebig.
Und leider auch: sehr überzeugend.
Aber – und jetzt kommt der Teil, den Du brauchst, um Dich nicht länger selbst zu verlieren:
Sie hat sich nicht gegen Dich verschworen. Sie ist ein Teil von Dir.
Ein alter Teil.
Einer, der Dich retten wollte.
Und der heute nicht mehr weiß, wie man das liebevoll tut.
Ja, das kostet Kraft.
Und manchmal – viel mehr, als Du zugeben willst.
Doch die gute Nachricht ist:
Du kannst lernen, mit ihr in Beziehung zu gehen.
Nicht indem Du sie wegmachst. Sondern indem Du sie verstehst.
Denn was sie sagt, ist selten das, was sie meint.
Die Stimme, die Dich einst schützen sollte
Der innere Kritiker – oder besser: die innere Kritikerin – war nie Dein Feind.
Im Gegenteil.
Sie war eine Art Frühwarnsystem. Eine Hüterin der Zugehörigkeit.
Entstanden ist sie oft in Momenten, in denen Du noch sehr jung warst.
Momente, in denen es nicht sicher war, einfach Du zu sein.
Wo Zuvielsein bestraft oder Übersehenwerden schmerzhaft war.
Und ein Teil von Dir beschlossen hat:
„Ich halte Dich klein, damit Du sicher bleibst.“
Sie hat Dich zur Anpassung gezwungen – damit Du nicht aneckst.
Sie hat Dich zur Kontrolle gedrängt – damit Du geliebt wirst.
Sie hat Dir beigebracht, dass es sicherer ist, Dich zu kritisieren,
bevor es andere tun.
Und weißt Du was?
Sie war damit oft erfolgreich.
Sie hat Dich durch Situationen gebracht, die zu groß waren für ein kleines Herz.
Sie hat Dir geholfen, zu funktionieren.
Nur: Heute darfst Du aufhören, zu funktionieren.
Heute darfst Du leben.
Und dafür brauchst Du keine Wächterin mehr –
sondern eine Stimme, die Dich stärkt. Die Dich sieht. Die Dich feiert.
Wie sich der Kritiker heute zeigt – und was er wirklich sagen will
Heute ist sie cleverer. Subtiler.
Sie klingt nicht mehr nach Schimpfen – sondern nach Optimieren.
Sie sagt Dinge wie:
„Du könntest noch mehr geben.“
„Das geht bestimmt noch besser.“
„Du musst Dich mehr anstrengen.“
Sie macht sich bemerkbar, wenn Du etwas Neues ausprobierst,
wenn Du sichtbar wirst,
wenn Du ehrlich wirst – mit Dir oder anderen.
Und ja: Auch in Beziehungen.
Wenn er sich zurückzieht.
Wenn Du Nähe suchst.
Wenn Du Unsicherheit spürst.
Dann sagt sie zum Beispiel:
„Du warst zu anhänglich.“
„Du hättest cooler bleiben müssen.“
„Kein Wunder, dass er sich distanziert.“
Doch hinter all dem steckt kein Hass. Keine Bosheit.
Sondern eine tiefe Sehnsucht nach Schutz. Nach Sicherheit.
Was sie wirklich meint, ist oft etwas ganz anderes:
Er sagt:
„Das war nicht gut genug.“
Und meint:
„Ich will, dass Du ernst genommen wirst.“
Er sagt:
„Du hast wieder zu viel geredet.“
Und meint:
„Ich habe Angst, dass Du verletzt wirst, wenn Du Dich so zeigst.“
Er sagt:
„Wenn er sich jetzt distanziert, liegt das an Dir.“
Und meint:
„Ich will Dich vor dem Schmerz bewahren, wieder verlassen zu werden.“
Er sagt:
„Du solltest das besser machen.“
Und meint:
„Ich will, dass Du endlich gesehen wirst.“
Oft liegt im Selbstwert der wunde Punkt. Wenn Du tiefer einsteigen willst, findest Du hier liebevolle Impulse, um Dein Selbstwertgefühl zu stärken.
Wenn Du beginnst, die Botschaft dieser Stimme zu übersetzen,
entsteht etwas Magisches:
Mitgefühl. Verständnis. Führung.
Und aus der Stimme, die Dich gebremst hat,
wird eine, die Dich trägt.
Du gibst ihr damit eine neue Rolle:
Nicht länger als Kritikerin, sondern als innere Mentorin.
Oder noch schöner: als Deine Cheerleaderin. 😉
