Als ich losfuhr, um mich selbst zu finden, hatte ich keinen Plan


WEITERLESEN


Ich spreche in meinen Texten Frauen an. Aber auch als Mann und als Person, die sich nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt, sollst Du Dich bitte angesprochen und Dich auf dieser Seite genauso wohlfühlen und Dich mit mir verbinden! (ich hoffe nur, Du magst rosa *grins*)

– nur Herzklopfen, Hoffnung und ein Wohnmobil namens Hugo.

Es war einer dieser warmen Sommertage, an denen alles irgendwie zu laut und gleichzeitig zu leise ist. Die Sonne schien, die Welt drehte sich, und ich stand in meiner aufgeräumten Düsseldorfer Wohnung – umgeben von To-do-Listen, halb getrunkenen Energydrinks und dem Gefühl, mich irgendwo auf dem Weg zu „Erwachsen“ verloren zu haben. Ich hatte, was man so „alles“ nennt: einen sicheren Job, ein schönes Zuhause, Applaus von außen. Und trotzdem war da diese leise Unruhe in mir.

So ein Flüstern, das sich anfühlte wie ein Windhauch durchs Herz:
„War das schon alles?“

Ich spürte, wie ich jeden Tag ein kleines Stück weiter wegrutschte von mir selbst. Immer lächelnd, immer funktionierend, immer stark – aber innen drin war ich müde.
Nicht körperlich.
Seelisch.

Und irgendwann – zwischen Kalenderterminen und innerer Leere – platzte ein Gedanke in mein Leben wie ein ungefragter Gast auf einer Geburtstagsparty:
„Frag Dich nicht, was Du in Deinem Job verdienst, sondern frag Dich, ob dein Job dich verdient.“

Und so begann dieser Gedanke in mir zu wachsen wie ein kleiner Samenkorn:
Was, wenn ich einfach kündige?

Ein paar Wochen später war es soweit. Ich sagte dem „Sicherheitsnetz“ Adieu, kaufte mir ein Wohnmobil, taufte es auf den Namen Hugo (nach meinem Lieblings-Sommergetränk) – und fuhr am 04. Januar 2017 los. Ohne festen Plan, ohne Ziel. Nur mit einem wackeligen Herz, einer Spotify-Playlist voll Hoffnung und der sehnsüchtigen Ahnung, dass irgendwo da draußen etwas auf mich wartet.

Und weißt du was?
Da war nicht nur etwas.
Da war ich.

Die ersten Tage allein auf spanischen Landstraßen waren… sagen wir mal… interessant. Ich und Hugo, zwei Abenteurer auf vier Rädern, die beide beim Rückwärtsfahren Angst hatten. Ich sprach mit Vögeln, diskutierte mit meinem Navi, lernte, dass man Strom für so ziemlich viele Sachen benötigt – und dass mein Mut oft kleiner war als meine Lust zu kochen – allein nur für mich.

Aber je länger ich unterwegs war, desto stiller wurde es in mir.
Nicht leer – still.

In dieser Stille begann ich, mich wiederzusehen. Ohne Rollen, ohne Erwartungen, ohne das ständige Gefühl, irgendwem gefallen zu müssen. Ich las Bücher, die mir Türen ins Herz öffneten. Führte Gespräche mit Fremden, die mich manchmal besser verstanden als Menschen, die mich schon ewig kannten. Und ich weinte – viel. Aber auf eine gute Art. Die Art von Tränen, die etwas freispülen.

Ich entdeckte eine Seite in mir, die ich lange vergessen hatte:
Die, die träumt.
Die, die spürt.
Die, die nicht perfekt ist – aber echt.

Mit jedem Tag, an dem ich mir selbst ein Stück näherkam, wuchs ein Gedanke in mir:
Was, wenn es noch andere Frauen gibt, die eine ähnliche Sehnsucht spüren?
Die stark sind – und sich trotzdem oft so klein fühlen.
Die viel geben – und sich selbst dabei verlieren.
Die leise hoffen, dass das Leben mehr für sie bereithält als nur „funktionieren“.

Und irgendwann – auf einem Felsen mit Blick aufs Meer, Hugo schief geparkt neben mir – wusste ich:
Ich will genau diesen Weg teilen.
Nicht als glitzernde Erfolgsgeschichte, sondern als ehrliche Einladung:
Du darfst losgehen, bevor du dich bereit fühlst.

Denn manchmal braucht es nicht den perfekten Plan.
Nur den ersten Schritt.
Das Zittern in den Knien.
Den Mut, den du noch gar nicht richtig spürst.

Heute lebe ich nicht nur anders – ich bin auch anders.
Unperfekter. Echter. – und gerade deshalb endlich ganz.

Und du?
Vielleicht spürst du gerade dieses Ziehen in deinem Herzen.
Diese zarte Ahnung, dass da mehr sein könnte.
Etwas Echtes. Weiches. Deins.

Dann hör hin.
Vielleicht wartet da draußen auch ein Hugo auf dich.
Oder einfach der Moment, in dem du dir selbst endlich vertraust.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert