Gestern im Coaching ging es darum, was Eva* (*Name geändert) tun kann, um ihren Partner in seiner aktuellen Lebensphase zu unterstützen. Eigentlich ist lt. ihrer Aussage ER derjenige, der ein Coaching bräuchte.. Doch ist er von der Sorte Mann, der sich nie professionelle Hilfe holen würde..
Nach über 20 Jahren Ehe, in denen sie viel für ihn getan hat, fühlte sie sich jetzt irgendwie hilflos… Sie wollte etwas tun, wollte ihm helfen, …wusste aber nicht wie.
Denn eigentlich musste er sich in seiner Situation selbst helfen.. Doch irgendwie tat er das seit mittlerweile 2 Jahren nicht… Bekommt (auf gut deutsch) den Arsch nicht hoch..
Zieht sich nicht selbst aus diesem Loch heraus.
Im Gegenteil.
Scheinbar übertrug er mehr und mehr Verantwortung auf seine Frau. Und entwickelte eine Einstellung von „die Eva* ist robust, die macht das schon“ ..
Es wurde komplizierter zwischen ihnen… Er wurde dazu noch sehr eifersüchtig. Checkte ihr Handy und tat andere Dinge, um seine Eifersucht und Unsicherheit durch kontrollierendes Verhalten zu kompensieren..
All das wäre noch nicht wirklich schlimm, sagte sie..
(Obwohl das in meinen Augen schon ein ziemlich großes Problem darstellt, das man sich – meiner Meinung nach – mal ansehen sollte! Er überschreitet meinem Empfinden nach wichtige Grenzen!)
Es sei nicht so schlimm, sagte sie.. Aber sie merkte immer mehr, dass ihr dieses ständige „Welt retten“ enorm Energie abzog..
Sie unglücklich macht.
Und ihre Akkus leerte.
Sie wollte wieder mehr bei sich bleiben.
Autonom leben. Und sich um sich selbst kümmern.
Aber musste sie nicht ihrem Mann helfen?
Ja.. irgendwie schon.. Das gehört zumindest für mich zu einer Partnerschaft dazu.. Aber manchmal ist helfen nicht gleich helfen..
Die Lösung
Versteh mich nicht falsch! Ich bin auch jemand, der sehr gerne anderen Menschen hilft! Und daran ist auch erstmal nichts falsch.
Wenn Du jedoch wie Eva* bemerkst, dass Du mehr gibst, als Du kannst.. dann ist das über kurz oder lang eine Negativ-Rechnung.. dann wirst Du ausbrennen.. Deine Akkus leersaugen. Bis Du schließlich selbst am Boden bist… (und wer rettet DICH dann, wenn Du es selbst nicht mehr kannst?)
Musste sie also weiterhin so viel für ihn tun? Oder war es nicht langsam mal an der Zeit, ihr eigenes Leben zu leben? Musste sie IMMER nur Rücksicht nehmen? Oder war es nicht Zeit, sich mal um sich selbst zu kümmern?
Und wer bitte nahm Rücksicht auf sie?
Und… die wichtigste Frage:
War es überhaupt sinnvoll, ihm weiterhin zu helfen? Oder war es nicht viel mehr an der Zeit, endlich etwas zu verändern?
Die Geschichte vom Fischer
Wie war das doch gleich? Diese Geschichte vom Fischer?
Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.
[Konfuzius]
Egal, ob es um Hilfe für den Partner, die Kinder, die beste Freundin geht..
Manchmal helfen wir den Menschen nicht, wenn wir sie wieder und wieder retten.. Ihren Kram erledigen. Ihnen Dinge abnehmen..
Manchmal ist es sinnvoller, ihnen zu zeigen, wie sich sich selbst retten können. Dann lernen sie, selbstständig zu sein.
Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Für sich selbst.
Und unser eigener Vorteil an der Kiste ist, dass wir uns nicht mehr um alles und jenen sorgen müssen!
Weil wir irgendwann wissen, dass sie es selbst hinkriegen.
Oder sie auch mal ins kalte Wasser springen lassen müssen..
Und.. wenn sie es dann nicht tun (obwohl sie es könnten), … ja dann WOLLEN sie einfach nicht. Sind vielleicht zu bequem..
Und dann dürfen wir lernen, dass es okay ist, trotzdem mal NEIN zu sagen.. Und sie ins offene Messer laufen zu lassen. Denn manche Menschen müssen erst FÜHLEN, um langfristig ins Handeln zu kommen. Und Verantwortung zu übernehmen.
Parallelen zu meiner Arbeit mit Menschen
Genau so ist es auch in meinen Coachings..
Ich kann niemandem (!) abnehmen, die für ihn wichtigen Entwicklungsschritte zu gehen.. Ich kann nur den Weg mit ihnen herausfinden und ihnen diesen Weg zeigen.
Gehen müssen ALLE meine Kundinnen diesen Weg selbst.
Versteh mich nicht falsch.. wenn eine von ihnen wirklich nicht weiter kommt.. es aber WILL.. dann bin ich die erste, die SOFORT da ist und unterstützt..
Aber wenn ich spüre, dass diese Frau es einfach bloß nicht tut… diesen Weg einfach nur nicht geht.. ja, dann will sie ihn auch nicht gehen.
Das Geschenk
Aber dann ist es auch nicht meine Aufgabe, ihr alles hinterher zu tragen.
Und ihre kleine Welt zu retten.
Denn dadurch lernt sie nicht, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Doch DAS, meine Liebe, ist eines der größten Geschenke, das wir einem anderen Menschen machen können:
Nein zu sagen, damit dieser Mensch sich selbst weiter entwickeln kann.
Und sich selbst dadurch auch näher kommen kann.
Ich habe das Gefühl, mit dem Alter bekommen wir alle ein viel besseres Gefühl dafür, wann es Zeit ist, Nein zu sagen. Einmal, um uns selbst zu schützen (Stichwort Akkus)
UND um unserem Gegenüber WIRKLICH zu helfen (und nicht bloß seine Bequemlichkeit zu unterstützen).
Mach was draus! Ich zähl auf Dich, Du wundervolles Wesen!
Ein Herz voller Liebe für Dich.
Deine Kristin | ExDramaQueen
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Ich muss an jedem Nein ganz hart arbeiten, ich bin generell sehr harmoniebedürftig. Mittlerweile klappt es aber immer besser, man tut ja auch nicht jeden automatisch ein gefallen mit einem Ja.